Willkommen im VTSO Blog

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Als Non-Profit Organisation bauen wir im Kanton Solothurn das Angebot für Betreuungsplätze für Kinder in Tagesfamilien auf. Den einzelnen Einwohnergemeinden bieten wir Hand, kostengünstig und bedarfsgerecht Tagesbetreuungsplätze in ihrer Gemeinde zu schaffen.

Bei all unserer Arbeit und den Entscheidungen die wir fällen müssen, ist es uns ein Anliegen stets das Wohl des Kindes im Auge zu behalten. In diesem Blog berichten wir über unseren Alltag, um der Öffentlichkeit Einblick in unsere Arbeit zu geben.

Donnerstag, 29. September 2016

Tibetische Weisheit

Wenn ein Kind kritisiert wird,
lernt es, zu verurteilen.

Wenn ein Kind angefeindet wird,
lernt es, zu kämpfen.

Wenn ein Kind verspottet wird,
lernt es, schüchtern zu sein.

Wenn ein Kind beschämt wird,
lernt es, sich schuldig zu fühlen.

Wenn ein Kind verstanden und toleriert wird,
lernt es, geduldig zu sein.

Wenn ein Kind ermutigt wird,
lernt es, sich selbst zu schätzen.

Wenn ein Kind gerecht behandelt wird,
lernt es, gerecht zu sein.

Wenn ein Kind geborgen leben darf,
lernt es, sich selbst zu mögen.

Wenn ein Kind in Freundschaft angenommen wird,
lernt es, in der Welt Liebe zu finden.


Diese tibetische Weisheit sollen sich alle, die mit Kindern zusammen leben oder arbeiten zu Herzen nehmen.

Kinder beobachten

Tageseltern lernen im Basiskurs im Schnelldurchlauf die Wichtigkeit der Beobachtung von Kindern und die wesentlichen Punkte. Dabei geht es nicht darum, dass Kind in ein Schema zu stecken und mit anderen zu vergleichen. Es gilt der Grundsatz, dass jedes Kind einzigartig ist. Jedes Kind entwickelt sich in seinem Tempo. Nicht alle Entwicklungen, welche das Kind macht, sind sofort von Auge ersichtlich.

Gründe für eine Beobachtung:


  • Ein Kind zu beobachten heisst, das Kind zu beachten. Dies hat mit Wertschätzung gegenüber dem Kind zu tun.
  • Das Kind soll das Interesse an ihm spüren. Durch das Interesse und der aufmerksamen Zuwendung der Tagesmutter wird der Selbstwert des Kindes gestärkt.
  • Die Tagesmutter kann durch den bewussten Beobachtungskontakt eine intensivere und positive Beziehung zum Tageskind aufbauen.
  • Das bewusste Hinsehen hilft, das Tageskind und seine Bedürfnisse kennen zu lernen. Besonders wichtig ist das bewusste Hinsehen daher in der Eingewöhnungsphase. Die Tagesmutter findet so einen guten Zugang zum Tageskind.
  • Die Tagesmutter erkennt durch Beobachtungen, ob und wie sich Tageskinder und die eigenen Kinder miteinander vertragen.
  • Veränderungen und Entwicklungen in der Persönlichkeit der Kinder können wahrgenommen werden.
  • Die kindlichen Interessen und Bedürfnisse werden verstanden und die Tagesmutter kann Angebote und Anregungen dem Kind anpassen.
  • Die Tagesmutter nimmt wahr, dass Kinder Situationen und Dinge anders deuten und darauf anders reagieren, als sie selbst als Erwachsene das tun.
  • Spielmaterial und Spielumgebung, Wohnungseinrichtung und räumliche Ausstattung lassen sich besser darin beurteilen, ob sie angemessen und bedürfnisgerecht sind. Hier gilt der Grundsatz: Weniger ist mehr! Auch wenn dies schwer umzusetzen ist, bei unserem Überfluss. Aber Kinder, welche zu viele Spielsachen haben, spielen schlecht. Interessant sind themenbezogene Spielmaterialien, z.B. eine Woche lang nur Naturmaterialien wie Steine, Holz usw.
  • Die Tagesmutter kann sich leichter in Situationen der Kinder versetzen und deren Perspektive verstehen. Je nach Reaktionen der Kinder hat die Tagesmutter ihr erzieherisches Verhalten zu überdenken und allenfalls anzupassen.
  • Die Tagesmutter lernt das Kind besser kennen: So werden auch die "guten" Eigenschaften eines Kindes wahrgenommen. Stehen doch im Alltag häufig die schwierigen Situationen im Vordergrund. Der Fokus sollte stets positiv sein. Ein Kind freut sich über ein Lob, noch mehr wenn dies unerwartet kommt. Wer lobt sein Kind oder Tageskind zehnmal im Tag? Es gibt so viele Möglichkeiten ein Kind zu loben. 
  • Beobachtungen ergänzen theoretisches Wissen mit praktischem Leben. Das Verständnis für die Welt aus Kinderaugen wird besser.
  • Die Tagesmutter kann den Eltern Situationen und Entwicklungen schildern und diese so am Leben ihres Kindes während der Dauer bei der Tagesmutter teilhaben lassen. Die Eltern wollen wissen, wie es dem Tageskind bei der Tagesmutter ergangen ist. Besonders wichtig ist dies natürlich dann, wenn das Tageskind noch nicht selber erzählen kann. Wichtige Ereignisse hat die Tagesmutter immer den Eltern mitzuteilen. Ein guter Austausch zwischen den Eltern und der Tagesmutter ist sehr wichtig.

Was ist beim Beobachten einzuhalten (Regeln):

  • Die Beobachtungshaltung soll immer Wertschätzung und Achtung für das Kind und dessen Leistung zum Ausdruck bringen.
  • Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre. Diese ist zu respektieren.
  • Beobachten heisst nicht beurteilen. Daher sollte nie vorschnell geurteilt und interpretiert werden. Es könnte sein, dass das Ganze nicht ersichtlich ist.
  • Kleine Kinder im torsprachlichen Alter teilen sich vor allem durch Körpersprache mit. In diesem Alter muss also mehr auf die Körpersprache geachtet werden.
  • Für die Beobachtung sollte sich eine Tagesmutter im Arbeitsalltag immer wieder bewusst Zeit nehmen. Nur so kann sich die Tagesmutter auf das genaue Hinsehen einlassen. 
  • Die Beobachtungen können als Tagebuchnotizen oder in einer Dokumentation pro Kind festgehalten werden.
  • Die Tagesmutter soll nicht immer gleich eingreifen. Kinder können häufig das Problem selber lösen. Ein Konflikt kann auch einmal nur beobachtet werden.
  • Während der Beobachtungsphase sollen die Kinder beim Spielen nicht beeinflusset werden, die Inputs sollen vom Kind kommen. Auch der Bewegungsdrang soll nicht eingeschränkt werden.

Gerne verweise ich an dieser Stelle auf die wunderbare "Tibetische Weisheit".


Literatur: Kibesuisse, Basiskursheft 2. Kinder brauchen BE-ACHTUNG, VTSO-Herbstkurs 2015


Sonntag, 18. September 2016

Entwicklung der Kinder

Im Basiskurs lernt eine Tagesmutter die verschiedenen Entwicklungsschritte eines Kindes und die dazugehörenden Bedürfnisse. Je nach Alter des Tageskindes muss sich die Tagesmutter auf verschiedenen Bedürfnisse einstellen. Jedes Kind macht seine Entwicklung durch in manchen Bereichen ist das Kind weiter und in anderen dafür weniger weit. Daher ist es wichtig, dass die Kinder untereinander nicht verglichen werden. Denn jedes Kind ist einzigartig und vieles liegt noch in der Norm.

Hier ein Überblick über die Schwerpunkte der Entwicklung der Kinder:

Phase 1 / sein / orale Phase (mundbezogen) --> 0 bis 6 Monate

Die Bindung zwischen Kind und engen Bezugspersonen ist die wichtigste Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Kindes. Wichtig ist, dass das Kind nicht zu häufig herumgeschoben wird. Konstanz der Bezugspersonen ist in den ersten Monaten sehr wichtig. 

Entscheiden sich die Eltern für eine Betreuung bei einer Tagesmutter, so gibt es für das Kind neben den Eltern nur die Tagesmutter. In einer Kita dagegen, wechseln die Bezugspersonen je nach Einsatzplan. 

Als körperliche Fähigkeiten gelten in diesem Altersabschnitt: Kopf heben, drehen, Bewegungen des ganzen Körpers, Kopf und Brust von der Unterlage abstützen, später sitzen.

Die Wahrnehmung entwickelt sich: Welt kennen lernen, auskundschaften mit allen Sinnen, alles in den Mund nehmen, schütteln, wegwerfen.

Kommunikation und soziale Fähigkeiten: Interesse an Gesichtern und menschlichen Stimmen. Bereits in diesem Altersabschnitt sollte mit den Kindern gesprochen werden. 


Phase 2 / Entdecken und Erforschen --> 6 bis 18 Monate

Körperliche Aktivitäten: tun und handeln / neugierig sein, entdecken, aktiv sein ohne Verantwortung zu tragen. Sehr wichtig in diesem Alter ist das gute Umfeld, welches wesentlich zu einer positiven Lebensgeschichte beiträgt.

Selbständiges Fortbewegen: robben - kriechen - Vierfüsslergang - stehen - laufen. Das Kind entscheidet, wann es bereit ist zu gehen. 

Sprechen können: Erste verständliche Wörter.

Fremdeln: Im Alter von 6 bis 8 Monaten ist das Fremdeln charakteristisch. Dies ist bei der Kinderbetreuung zu beachten. Kinder in der Fremdelnphase brauchen doppelt so lange, um sich auf eine neue Bezugsperson einzustellen. Wenn möglich ist in dieser Zeit keine neue Bezugsperson hinzuzuziehen. 

Phase 3 / denken / anale Phase --> 18 Monate bis ca. 3 Jahre

Das Kind ist im Konflikt zwischen dem was es will und dem was es kann. Frustrationen und Wutausbrüche sind die Folge. Das Kind soll auch in diesen Gefühlen ernstgenommen werden. Das Kind ist auf eine liebevolle Beruhigung angewiesen. Das Kind kann seine Gefühle noch nicht ausgleichen. --> Trotzphase

Die Realität und die Traumwelt können noch nicht unterschieden werden. 

Sprache: Die Sprache entwickelt sich immer mehr. 

Parallelspiel: Die Kinder sitzen nebeneinander, jedes spielt für sich.

Körperliche Geschicklichkeiten: Treppensteigen, balancieren, springen, tragen, essen mit Löffel und trinken mit Tasse oder Glas. 


Phase 4 / Phallische (Macht) - ödipale Phase (gegengeschlechtliche Liebe zum Elternteil) --> 3 bis 6 Jahre

Kindliches Denken: ICH-bezogen. Das Kind macht sich zum Massstab aller Dinge. Es kann sich nicht in andere Personen hineinversetzen und deren Blickwinkel einnehmen.

Sprache: Geschichten können noch nicht so erzählt werden, dass Aussenstehende sie verstehen. Das Kind ist sehr wissbegierig. "Warum- und Wie-Fragen" ohne Ende. Es liebt neue Wörter und erfindet eigene.

Gruppenverhalten: Ab 5 Jahren spielen Kinder häufig mit Freunden oder mit mehreren Kindern. Freunde gewinnen an Bedeutung. Abmachen nach dem Kindergarten ist hoch im Kurs.

Körperliche Fähigkeiten: Bewegungen werden sicherer. Das Leistungsbewusstsein entwickelt sich. Das Kind kann sich selber an- und ausziehen. 

Sauber werden: Die Kinder werden sauber und trocken.

Magisches Alter: Das imaginäre und das reale Bewusstsein sind nicht so getrennt wie bei Erwachsenen. 


Phase 5 / Wissen und Können --> 6 bis 12 Jahre

Ruhepause in der sexuellen Entwicklung. Diese ist heute jedoch schon vor 12 Jahren beendet. Physisches und psychisches passt häufig nicht zusammen bei grossen Wachstumsschüben.

Schulzeit: Lernen und Gelerntes umsetzen. Denkentwicklung, gedankliche Schlüsse ziehen und zunehmend den Gesetzen der Logik folgen. Schreiben lernen. Das Kind wird kritischer, da sich der Gerechtigkeitssinn entwickelt. Schuldruck und Leistungsdruck.

Distanzierung zu Eltern; Intimsphäre wird wichtig. Verantwortung übernehmen und Konsequenzen aus seinem Verhalten zu tragen.


Phase 6 / Autonomie und Sexualität --> 12 bis 18 Jahre (Pubertät)

Die Kinder stecken in einem inneren und äsuseren Chaos (Pubertät). Loslassen der Bezugspersonen. Die Loslösung kann für beide Parteien schmerzvoll sein. Die Eltern müssen darauf vertrauen, dass sie ihre Erziehung und Wertevermittlung gut gemacht haben und so den Kinder einen guten Grundstein mitgeben. Auch wenn der Einfluss der Eltern schwindet. Die Jugendlichen brauchen immer noch Leitplanken und sogar Grenzen. Diese sind aber neu zu setzen. 

Wachstumsschübe und Veränderung der Körperproportionen. 




Literatur: Kibesuisse, Basiskursheft 2. Kinder brauchen BE-ACHTUNG, VTSO-Herbstkurs 2015