Vergleich zu Frankreich
Der Coopzeitung (Nr. 24 vom 14. Juni 2016) ist zur Rückkehr von Mütter nach dem Mutterschaftsurlaub zu entnehmen:
- Bei Coop arbeiten 63,4 % Frauen, viele von ihnen haben schulpflichtige Kinder.
- Insgesamt arbeiten 42,5 % der Mitarbeitenden Teilzeit, bei den Frauen sind es 86,5 %.
- 75 % der Mütter kehren nach dem Mutterschaftsurlaub an ihren Arbeitsplatz zurück.
- Ihr Wunschpensum beträgt 40 bis 60 %.
- Eine Ausnahme bilden Grenzgängerinnen aus Frankreich; sie kehren nach der Geburt ihrer Kinder meist zu 80 bis 100 % zurück.
- Für Coop-Personalchefin Nadine Gelber zeigt dies: "Es ist entscheidend, ob in einem Land eine gute Infrastruktur für Mütter sowie das Selbstverständnis <ich bin Mutter und voll berufstätig> vorhanden sind."
Die Tabelle zeigt klar, unser Nachbarstaat Frankreich kann nicht nur besser Fussballspielen, nein er ist uns bei der familienergänzenden Kinderbetreuung um Nasenlängen voraus.
Verständnis zur familienergänzenden Kinderbetreuung
Während in Frankreich die Tagesbetreuung der Kinder an der Tagesordnung ist, wird in der Schweiz gezögert. Das Selbstverständnis für die familienergänzende Kinderbetreuung ist ganz anders. Um dies zu verdeutlichen, zitiere ich gerne aus dem Buch von Pamela Druckerman: Warum französische Kinder keine Nervensägen sind:
"Als ich meine Mutter anrufe, um ihr zu sagen, dass Bean von einer städtischen Kindertagesstätte aufgenommen wurde, entsteht eine lange Pause. "Eine Tagesstätte?", fragt sie schliesslich. Freunde aus der Heimat (Amerika) sind ebenfalls skeptisch. "So etwas käme für mich nie infrage", schnaubt eine Freundin, deren Sohn etwa in Beans Alter ist. "Ich möchte, dass er etwas mehr individuelle Aufmerksamkeit bekommt."
Aber als ich meinen französischen Nachbarn erzähle, dass Bean in die crèche aufgenommen wurde, wie die Kindertagesstätte hier auch genannt werden, gratulieren sie mir, und es fehlt nicht viel, dass sie die Champagnerkorken knallen lassen."
Der kurze Ausschnitt ist Sinnbild für die verschiedenen Einstellungen und zwar nicht von Einzelnen sondern einer ganzen Bevölkerung.
"Als ich meine Mutter anrufe, um ihr zu sagen, dass Bean von einer städtischen Kindertagesstätte aufgenommen wurde, entsteht eine lange Pause. "Eine Tagesstätte?", fragt sie schliesslich. Freunde aus der Heimat (Amerika) sind ebenfalls skeptisch. "So etwas käme für mich nie infrage", schnaubt eine Freundin, deren Sohn etwa in Beans Alter ist. "Ich möchte, dass er etwas mehr individuelle Aufmerksamkeit bekommt."
Aber als ich meinen französischen Nachbarn erzähle, dass Bean in die crèche aufgenommen wurde, wie die Kindertagesstätte hier auch genannt werden, gratulieren sie mir, und es fehlt nicht viel, dass sie die Champagnerkorken knallen lassen."
Der kurze Ausschnitt ist Sinnbild für die verschiedenen Einstellungen und zwar nicht von Einzelnen sondern einer ganzen Bevölkerung.
Kanton Solothurn
In den letzten Jahren ist im Kanton Solothurn einiges für die familienergänzende Kinderbetreuung unternommen worden. Kitas wurden errichtet von 29 im Jahr 2002 auf 59 im Jahr 2015. Dabei vermehrten sich die Betreuungsplätze in den Kitas von 570 im Jahr 2002 auf 1239 im Jahr 2015 (Schlussbericht von ECOPLAN vom 21. März 2016 zur Familienergänzenden Kinderbetreuung für den Vorschulbereich im Kanton Solothurn, s. 16). Der Verein Tagesfamilien Kanton Solothurn (VTSO) wurde mit Hilfe des Kantons Solothurn im Jahr 2012 gegründet. Dieser beschäftigte im Jahr 2014 82 Tagesfamilien.
Dies zeigt, dass die familienergänzende Kinderbetreuung bei der Bevölkerung von Solothurn gefragt ist. Die Nachfrage ist aber sehr von der Region abhängig und natürlich in den Städten Solothurn, Olten und Grenchen am höchsten.
Bei allem Einsatz für die familienergänzende Kinderbetreuung ist jedoch fraglich, ob das Verständnis wie in Frankreich je erreicht wird.
In eigener Sache
Es stellt sich die Frage, wollen wir überhaupt? Nach dem Mutterschaftsurlaub wieder zurück an die Arbeitsstelle ja sicher. Aber zu 80 bis 100 %?
Da zögere ich selber. Ich bin Mutter und Arbeite gerne. Ich hätte mir aber nicht vorstellen können, nach dem Mutterschaftsurlaub mehr als 50% zu arbeiten.
Meiner Meinung nach ist halt das Mami doch "das Beste für das Kind". Wieso weiss ich auch nicht. Schliesslich sind die Erzieherinnen in Kitas oder die Tagesmütter speziell für die Kinderbetreuung ausgebildet worden. Ich denke, das ist eben so eine Gefühlssache, Mutterinstinkt oder Prägung der Natur.
Vielleicht steht die nächste Generation wieder anders dazu. Schliesslich hätte meine Mutter nie im Traum daran gedacht, uns Kinder familienergänzend Betreuen zu lassen.
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